Biofilm auf Wunden frühzeitig bekämpfen mit dem Konzept der Wundhygiene
Für die Heilung chronischer Wunden ist es wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen zu diagnostizieren und zu therapieren. Ergänzend sollte aber auch eine adäquate Wundbehandlung erfolgen. Der größte unsichtbare Feind in chronischen und stagnierenden Wunden ist Biofilm. Dabei handelt es sich um Schleimschichten, in denen Bakterien eingebettet sind. Sie stellen oft die Ursache für schwer heilende Wunden dar. Um Biofilm frühzeitig mit einer Interventionsstrategie begegnen zu können, wurde 2019 von internationalen Wundpflegeexpert:innen das 4-Schritte-Konzept der Wundhygiene entwickelt.
Das Konzept wurde nun in einem Übersichtsartikel an den deutschen Markt angepasst und um regionale Empfehlungen und Leitlinien ergänzt. Erschienen ist die Arbeit der Autor:innen Prof. Dr. Joachim Dissemond, Kerstin Protz, Björn Jäger, Norbert Kolbig und Dr. Markus Schimmelpfennig als Sonderpublikation des mhp Verlags:
Zum Übersichtsartikel
Was ist das Konzept der Wundhygiene?
So wie wir jeden Tag eine elementare Hygiene befolgen, indem wir uns die Hände waschen und die Zähne putzen, sollten wir auch in der Wundbehandlung eine grundlegende Hygiene anwenden, um Wunden zu reinigen und sie von Biofilm zu befreien. Durch die wiederholte Anwendung der vier Schritte der Wundhygiene können Sie bei jedem Verbandwechsel sicherstellen, dass die Wunde optimal auf die Heilung vorbereitet wird.
Diese vier Schritte sollten bei jedem Verbandwechsel durchgeführt beziehungsweise bedacht werden, um die Wundheilung bestmöglich zu unterstützen:
- Schritt ist die Wundspülung und Wundreinigung zur aktiven Entfernung von Verunreinigungen, losen Zelltrümmern und Mikroorganismen sowie Verbandresten von der Wunde und der wundumgebenden Haut.
Erfahren Sie mehr über diesen Schritt im Video mit Kerstin Protz. - Schritt ist das Débridement, bei dem anhaftendes, abgestorbenes Gewebe, Krusten oder Fremdkörper aus Wunden möglichst vollständig entfernt werden. Es ist ein essenzieller Bestandteil der Wundhygiene, um Infektionen und die Bildung von Biofilm zu vermeiden oder zu bekämpfen.
Erfahren Sie mehr über diesen Schritt im Video mit Prof. Joachim Dissemond. - Schritt ist die Wundrandbehandlung zur Beseitigung von Strukturen am Wundrand, die Biofilm beherbergen können, wie z. B. Schorf, Beläge und Hyperkeratosen. Zweck ist es, die Wundränder an den Wundgrund anzupassen. Dadurch sollen das Voranschreiten der Regenerationsphase und die Wundkontraktion unterstützt werden.
Erfahren Sie mehr über diesen Schritt im Video mit Norbert Kolbig. - Schritt ist die Auswahl des passenden Wundverbands unter Berücksichtigung der vorliegenden Wundheilungsphase, der Exsudatmenge sowie einer möglichen Keimbesiedelung. Bei infizierten bzw. infektionsgefährdeten Wunden sollte der Einsatz eines antimikrobiellen Wundverbands mit Anti-Biofilm-Eigenschaften, wie z. B. Aquacel® Ag+ Extra berücksichtigt werden. Diese Wundauflagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Biofilm durchbrechen und zerstören können – und damit die Neubildung von Biofilm reduzieren oder gar verhindern.
Erfahren Sie mehr über diesen Schritt im Video mit Björn Jäger.
Wundauflagen allein reichen allerdings nicht aus, um Biofilm zu entfernen. Für eine optimale Wundtherapie sollten deshalb alle 4 Schritte der Wundhygiene wiederholend und regelmäßig durchgeführt werden.
Mehr über das Konzept der Wundhygiene erfahren Sie auch in unserem Online Seminar mit Dipl. Pflegepädagoge Martin Huber. Sehen Sie sich hier die kostenfreie Aufzeichnung an.
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Quellen:
Murphy C, Atkin L, Dissemond J, Hurlow J, Tan YK, Apelqvist J, James G, Salles N, Wu J, Tachi M, Wolcott R: Defying hard-to-heal wounds with an early antibiofilm intervention strategy: ‚wound hygiene‘. J Wound Care 2019; 28: 818–822.
https://www.woundhygiene.com/media/24npolae/sonderdruck-%C3%BCbersichtsarbeit-wundhygiene-2023.pdf (Letzter Zugriff: 12.06.2023)
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